Sammlung zur Weltkunst

Vom Faustkeil bis zur Mondrian-Zeichnung, von einer erotischen Miniatur aus Indien bis hin zur altamerikanischen ‚Metate‘ umfasst die Sammlung etwa 300 Werke aus verschiedenen Kulturzonen der Erde – von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart. Sie wurde im Laufe von sechs Jahrzehnten zusammengetragen – angetrieben von dem Verlangen „mit den Werken zu leben“. „Die Kunst ist die Mutter der Kunst“, soll El Greco gesagt haben, und Raimer Jochims fragt: ´Wer ist der Vater? Er ist das Leben.`

Nok Kultur, Afrika

Nok Kultur, Afrika

Nach dem Wiederaufbau des Hofs (ca. 1983-87) wurden drei Ausstellungsräume im 1. und 2. Obergeschoss für die Sammlung vorgesehen und seither mehrfach neu installiert. Später wurde noch ein Haus in der Nähe, Am Kirchberg 1, dazugekauft mit einem Ausstellungsraum für die Arbeiten von Raimer Jochims.

Die Hängung

Cakrasamvara, Vajravarahi und Goya

Ein Wesensmerkmal der Sammlung ist ihre sehr eigene Art der Hängung und Zuordnung. Statt nach kunsthistorischen oder geografischen Gesichtspunkten zusammengestellt, entscheiden formale und inhaltliche Bezüge und die spezifische sinnliche und geistige Kraft des Werkes über den jeweiligen Platz an der Wand, auf den Tischen oder am Boden. So kann sich ein Gemälde von Courbet neben einer chinesischen Tuschzeichnung finden oder ein afrikanischer Faustkeil neben einer japanischen Teetasse liegen.

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Die Begeisterung für die außereuropäische Kunst wurde bei Raimer Jochims angestoßen durch den sogenannten ‚Primitivismus‘ und eine große Ausstellung 1972 im Haus der Kunst in München. Die Ausstellung war so aufgebaut, dass auf den Stellwänden immer in der Mitte und dann am höchsten ein Werk der Moderne hing und rechts und links die ‚Anreger‘ aus Afrika, Altamerika, Ozeanien etc. Beim Vergleichen fiel mir immer wieder auf, dass die Werke der europäischen Moderne durchgehend schwächer waren als die außereuropäischen ‚Anreger‘. Da erwachte das Verlangen, mit außereuropäischen Werken zu  l e b e n, sie im Alltag und in verschiedenen Situationen (Licht, Stimmung etc.) zu erleben. So kamen die ersten Werke ins Haus, den Anfang machte eine russische Ikone, die Vladimirskaja. Dann folgten Jahr für Jahr, soweit die Einkünfte das erlaubten, Werke aus Afrika, Altamerika, Ostasien, Ozeanien. So bildete sich die Sammlung zur Weltkunst – eine Sammlung kleinformatiger, alltagstauglicher Werke aus allen Kulturzonen der Erde, wobei der Kunstbegriff sehr weit gefasst wird und ‚freie‘ und ‚angewandte‘ Kunst umfasst. Bei der Hängung beziehe ich Werke verschiedener Herkunft und Epochen aufeinander, auch Bilder auf Skulpturen in insgesamt sehr genauen, belebenden Bezügen. Ich kenne die Werke schon lange, denn ich habe mit ihnen zusammen gelebt und weiß, was sie wollen, und ich reagiere darauf. Dabei wird die Urteilskraft geschult. (rj)

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Ausschnitt aus: Farbe sehen, Leben sehen. Ein Filmportrait über Raimer Jochims von Manfred Makra.