28. April 2025 | Aktuelles

Paul Klee meets „Mother and Child”

Manches, was wir sehen, sprengt den Rahmen unserer Vorstellungskraft. Mal reicht die Fantasie nicht, sich vorzustellen, was gemeint sein könnte mit einem Werk, einer Zeichnung oder einer Skulptur. Manches liegt schlicht hinter jedem „Wissbaren“ – eine Erkenntnis, die das jüngste tête-à-tête mit Arbeiten aus der Weltkunstsammlung mal wieder zutage förderte.

„Porträt einer Toten“ von Paul Klee

„Niemand wollte sie haben, deshalb konnte ich sie damals günstig erwerben“, antwortete Raimer Jochims auf die Frage, wie die kleine Zeichnung von Paul Klee den Weg in die Sammlung gefunden habe. Ob´s am Titel lag? Das „Porträt einer Toten“, entstanden 1913, ein Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, schreckte die Gäste, die zum nunmehr vierten „tête-à-tête“ an den Eliashof kamen, jedenfalls nicht ab. Im Gegenteil: Das Interesse an dieser blassen Schönen mit den schweren Augenlidern und der hellen Stirn war groß.

„Wahnsinn!“ Mutter und Kind aus Djenné

Geradezu überrascht reagierte das Publikum auf die zweite Arbeit aus der Sammlung, die an dem Abend vorgestellt wurde: eine Terrakotta-Skulptur aus der Stadt Djenné im heuten Mali., gelegen in der Sahelzone südlich der Sahara. Michael Kolod, selbst Künstler und Mitbewohner am Eliashof, der zugleich auch die Weltkunstsammlung der Stiftung betreut, nahm die Versammelten in seiner Präsentation der Mutter-Kind-Figur mit auf eine Reise an den Niger, bei der naturgemäß vieles, ja fast alles im Dunklen blieb. Was bedeuten die Schlangenlinien auf dem Körper der Mutter und ihres Kindes, was der Buckel auf ihrem Rücken? Wie sind die überaus expressiven Augen und der weit vorgestülpte Mund zu „verstehen“? Wozu wurde die Figur eingesetzt? Und was will sie uns Heutigen „sagen“? Keine der Fragen fand eine eindeutige, abschließende Antwort – „es ist doch schön, wenn Rätsel bleiben“, fand Kolod am Ende des Abends.

Der Kommentar einer Besucherin, die zum ersten Mal bei einem tête-à-tête dabei war, zielte noch in eine ganz andere Richtung: „Das war so etwas wie eine kleine Schule der Demokratie. Jeder konnte etwas beitragen, alle hörten zu, und niemand be- oder verurteilte, was zuvor gesagt wurde.“

Mit anderen Worten: Solch ein tête-à-tête ist nichts anderes als ein gemeinsames Ringen um Verständnis – in dem Wissen, dass ein endgültiges Ergebnis nicht möglich und am Ende (fast) alles offen ist.

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